Manufakturen im Quartier, Veranstaltung am 25. August 2024 ab 14:00 Uhr
Kommt und lernt die Manufakturen und Reparatur-Werkstätten und ihre Produkte kennen: Vom Brot über Seife und Apfelmost, Kleider oder Schuhe bis Schmuck, Möbel, Spielzeug und Textilien, Gemüse oder Eingemachtes usw..... Vom Quartier für das Quartier! Wir freuen uns auf zahlreiche Besucherinnen und Besucher!
Wollen auch Sie einen Stand betreiben - melden Sie sich bei uns: veranstaltung@kbel-bern.ch
Sonntag 25. August 1400-1700 im Museumsgarten zwischen dem historischem Museum und dem Kommunikationsmuseum.
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Sonntag 25. August 1400-1700 im Museumsgarten zwischen dem historischem Museum und dem Kommunikationsmuseum.
Die Neugestaltung des Helvetiaplatzes in Kombination mit dem Projekt Museumsinsel.
Dieses Doppelgespann wird uns wahrscheinlich noch über Jahrzehnte beschäftigen. Ein ambitioniertes Vorhaben, eine grossartige Chance. Viele Akteure werden nötig sein, um den generationen-übergreifenden Kraftakt zum Erfolg zu bringen. Die Entstehung des Kirchenfeldquartiers lässt grüssen. Zurück zum Projekt Museumsinsel: Geplant war, dass vorerst die Stadt ihren maroden Helvetiaplatz in Ordnung bringt.
Der Helvetiaplatz liegt gleich dreifach im Fokus des öffentlichen Interessens:
1. Als Visitenkarte zum Kirchenfeldquartier, bzw zum Stadtteil IV.
2. Als Klima-Hotspot der Stadt Bern
3. Als Auftakt zur Museumsinsel
Von der Altstadt, über die grossartige Kirchenfeldbrücke kommend, wirkt der Helvetiaplatz mit seinen Museen wie ein Paukenschlag. Auf den ersten Blick ein vielversprechendes Szenario. Bei näherem Hinschauen schwindet die Begeisterung: Der Platz zerfleddert, es fehlen klare Begrenzungen. Kein einziger Baum steht auf der 5000m2 grossen Steinwüste. Ihre Fläche übersteigt jene des Bundesplatzes deutlich. Die sommerlichen Temperaturen, ohne jede Möglichkeit der Verschattung, werden menschenfeinlich. Sitzgelegenheiten sind nur in homöopathischer Verdünnung zu finden. Verkehrstechnisch herrschen chaotische Zustände: Fünf Fahrbahnen führen auf den Helvetiaplatz. Konfliktuelle Situationen zwischen Fussgängern, Velofahrern, Tram und Autos gehören hier zum Alltag.
Mängelbehebung und die Realisierung einer Vision
Die Mängel auf dem Helvetiaplatz beklagt nicht nur die Quartierbevölkerung. Auch die städtischen Behörden erkennen Handlungsbedarf. Der Beitrag der Stadt, so war es angedacht, sollte ihren Helvetiaplatz verkehrs-technisch, gestalterisch und organisatorisch sanieren.
Die angrenzenden Museen lancierten eine Vision: Die fünf Museen sollen aufgewertet werden, indem sie zu einer Museumsinsel zusammenwachsen.
Projektwettbewerb Helvetiaplatz 2019
Die Stadt Bern und die fünf Museen um den Helvetiaplatz einigten sich 2018 auf einen anonym ausgeschriebenen Projektwettbewerb. Die Stadt Bern, leitete das Auswahlverfahren.In der international zusammengesetzten Jury sassen auch zwei Quartiervertreter des KBEL. 2019 tagte das Beurteilungsgremium im offenen Verfahren (dh. interessierte Bürger konnten,ohne Mitspracherecht, die drei Jurytage mitverfolgen). Das Projekt «coquilles saint-jacques» gewann den Wettbewerb einstimmig. Deren Verfasser sind die Landschaftsarchitekten «Team extrã» aus Bern.
Unten: Ein Luftbild des Helvetiaplatzes (links), Ausschnitt des Siegerprojektes (rechts)
Der Helvetiaplatz liegt gleich dreifach im Fokus des öffentlichen Interessens:
1. Als Visitenkarte zum Kirchenfeldquartier, bzw zum Stadtteil IV.
2. Als Klima-Hotspot der Stadt Bern
3. Als Auftakt zur Museumsinsel
Von der Altstadt, über die grossartige Kirchenfeldbrücke kommend, wirkt der Helvetiaplatz mit seinen Museen wie ein Paukenschlag. Auf den ersten Blick ein vielversprechendes Szenario. Bei näherem Hinschauen schwindet die Begeisterung: Der Platz zerfleddert, es fehlen klare Begrenzungen. Kein einziger Baum steht auf der 5000m2 grossen Steinwüste. Ihre Fläche übersteigt jene des Bundesplatzes deutlich. Die sommerlichen Temperaturen, ohne jede Möglichkeit der Verschattung, werden menschenfeinlich. Sitzgelegenheiten sind nur in homöopathischer Verdünnung zu finden. Verkehrstechnisch herrschen chaotische Zustände: Fünf Fahrbahnen führen auf den Helvetiaplatz. Konfliktuelle Situationen zwischen Fussgängern, Velofahrern, Tram und Autos gehören hier zum Alltag.
Mängelbehebung und die Realisierung einer Vision
Die Mängel auf dem Helvetiaplatz beklagt nicht nur die Quartierbevölkerung. Auch die städtischen Behörden erkennen Handlungsbedarf. Der Beitrag der Stadt, so war es angedacht, sollte ihren Helvetiaplatz verkehrs-technisch, gestalterisch und organisatorisch sanieren.
Die angrenzenden Museen lancierten eine Vision: Die fünf Museen sollen aufgewertet werden, indem sie zu einer Museumsinsel zusammenwachsen.
Projektwettbewerb Helvetiaplatz 2019
Die Stadt Bern und die fünf Museen um den Helvetiaplatz einigten sich 2018 auf einen anonym ausgeschriebenen Projektwettbewerb. Die Stadt Bern, leitete das Auswahlverfahren.In der international zusammengesetzten Jury sassen auch zwei Quartiervertreter des KBEL. 2019 tagte das Beurteilungsgremium im offenen Verfahren (dh. interessierte Bürger konnten,ohne Mitspracherecht, die drei Jurytage mitverfolgen). Das Projekt «coquilles saint-jacques» gewann den Wettbewerb einstimmig. Deren Verfasser sind die Landschaftsarchitekten «Team extrã» aus Bern.
Unten: Ein Luftbild des Helvetiaplatzes (links), Ausschnitt des Siegerprojektes (rechts)
Erster Stolperstein:
2021 stand die Finanzbuchhaltung der Stadt Bern unter Schock: Ein massives Defizit belastet seither die Stadtkasse. In der Prioritätenliste wurden sogenannte Wunschprojekte zurückgestellt. Der Helvetiaplatz befindet sich unter den Verlierern. Zurecht?
Baugesuch des Tiefbauamtes, eine «Vertrösterlipolitik» ?
Hatte der Gemeinderat ein schlechtes Gewissen? Jedenfalls beauftragte er das Tiefbauamt, ein Provisorium zu entwickeln. Sollte das Volk ein irgendwie vertröstet werden?!
Im Frühling 2022 publizierte das Tiefbauamt das entsprechende Baugesuch. Ein paar Topfpflanzen und eine lächerliche Kleinmöblierung mit Velopumpe, sollten zwischenzeitlich die riesige Steinwüste aufwerten.
Einsprache des KBEL
Der Leist KBEL hat auf die kontraproduktive » Vertrösterlipolitik» mit einer Einsprache reagiert.
Warum?
Weil die vorgeschlagenen sechzehn Topfpflanzen keinen Beitrag weder zur Gestaltung noch zur Ökologie leisten. Die Miniaturbäumchen vermögen keinen nennenswerten Schatten zu spenden. Zudem ist der Aufwand zu deren Pflege und Bewässerung unverhältnismässig.
Die Aufwand für Töpfe und Pflanzen sowie deren Unterhalt, kosten nach ein paar Jahren mehrere 100 000.- Franken. All diese Nachteile sind für eine künftige Opposition ein willkommenes Fressen. Dann könnten die Gegner der Volksabstimmung zum Helvetiaplatzes etwa so tönen:
«Wenn schon so viele Unterhaltskosten aufgelaufen sind, brauchen wir keine Grossinvestition mehr! Soll doch die Stadt genau so weiterfahre wie bisher. Anstatt eine teure Grosssanierung zu finanzieren, fahren wir mit dem billigen Miniatur-Provisorium weiter. Damit leben wir bestens!» Und schon droht die Neugestaltung des Helvetiaplatzes an der Urne zu scheitern.
Der KBEL empfiehlt
Der KBEL empfiehlt der Stadt, auf die lächerlichen «Vertrösterlis» zu verzichten. Wir brauchen weder Topfpflanzen noch Spielgeräte, auch keine Velopumpe. Sie wirken unehrlich und wären eine Fehlinvestition. Vor allem würden sie die Chancen einer attraktiven, ökologisch sinnvollen Platzgestaltung aufs Spiel setzen.
Der KBEL hat hingegen volles Verständnis für die gleichzeitig publizierte Aufhebung der 18 Parkplätze vor dem Historischen Museum. Sie versperren, gemäss allen Wettbewerbsprojekten den zentralen Zugang zur künftigen Museumsinsel. In der Abstimmungsdebatte zum Helvetiaplatz sollten die 18 Parkplätze nicht als Stolpersteine verwendet werden können.
Der KBEL wehrt sich jedoch gegen jede weitere Aufhebung von Parkplätzen rund um den Helvetiaplatz. Das vielfältige Kleingewerbe in unserem Quartier muss überleben können. Die Stadt hat bis heute (Ende Juli `22) noch keine Verhandlung zur Einsprache des KBEL angesetzt.
Paradigmenwechsel in Zeiten des Klimawandels
In der Zwischenzeit hat die fortschreitende Klimaveränderung die Richtigkeit und damit auch die Dringlichkeit des Juryentscheides bestätigt: Der versiegelte Helvetiaplatz ist klimatisch gesehen, ein öffentliches Ärgernis.
Das erstprämierte Projekt ist nicht nur subtil auf die unterschiedlichsten Strassenwinkel, den repräsentativen Auftakt zum Kirchenfeldquartier, beziehungsweise der Museumsinsel eingegangen, sondern hat mit rund 50 stattlichen Bäumen das grösstmögliche Beschattungspotential geschaffen. Die ausgewiesene Biomasse leistet einen echten Beitrag zur sommerlichen Abkühlung. Der neue Helvetiaplatz wäre eine ökologisch substanzielle Aufwertung, eine Investition, die sich in mehrfacher Hinsicht lohnt.
Neue Klimastrategien spriessen weltweit: Schwammstädte / Retentionsbäume / grüne Fassaden
Der Landschaftsarchitekt Tim Keysers schreibt in seinem Buch: «Phyto for Future - mit Pflanzen aus der Klimakrise» , dass jedes bisschen Grün zählt, um den Kampf gegen Hitze und Starkregen zu bestehen. Siehe auch DER SPIEGEL / 9.7.2022). Keysers bemängelt die zu starke Versiegelung der städtischen Böden, was zur Klimaüberhitzung führt - ganz im Gegensatz zum Wald, wo es auch im Sommer angenehm kühl bleibt. Ein Baum kann mehrere 100 Liter Wasser pro Kubikmeter durchwurzelter Erde speichern. Ein stattlicher Baum beansprucht über etliche Kubikmeter Erde, was mehr als einer Tonne gespeicherten Wassers entspricht.
Anstatt auf den, über Jahrtausende erprobten Kreislauf der Natur zu setzen, geht das Regenwasser via städt- ischer Kanalisation verloren. Wir bräuchten jedoch «Schwammstädte», die das Wasser dank Bäumen zurückhalten.
Kopenhagen und Singapur machen es vor. Neben Schwammstädten werden konsequent die Vermoosung der Flachdächer gefördert. Auch die Begrünung von Fassaden sind effiziente Mittel gegen die Überhitzung. Ein Kubikmeter Substrat und eine Kletterhilfe vor der Fassade genügen, um in der Summe die Fassaden zu klimatisieren. Singapur geht weiter: Baubewilligungen gibt es nur noch, wenn die Fassaden begrünt werden.
In Basel heisst das neue Schwammstadt - Quartier: «Volta Nord». Die entsprechende Medienmitteilung erfolgte am 05.05.2022. Demnach spielt der Kreislauf des Regenwassers eine entscheidende Rolle. Die Stadtgärtnerei testet in einer Baumschule die, die retentionstüchtigsten Baumarten aus. Sie prüft und misst den Einsatz von verschiedenen Baumsubstraten. Pflanzenkohle z.B. speichert grosse Mengen an Wasser und Nährstoffen.
Der Kanton Zürich erhebt seit 6 Jahren Messdaten zur Temperaturentwicklung. Ein Abgleich mit den jüngsten Klimaentwicklungen ist äusserst aufschlussreich. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen nun auch die kritischen Eidgenossen überzeugen - und zum Handeln bewegen.
Neue Erkenntnisse zum neuen Helvetiaplatz: Das Schwammstadt-Prinzip
Vorerst: Ein grosses Kompliment für das Siegerprojekt! Der Helvetiaplatz weist das grösstmögliche Potential an Biomasse aus: Mit über 50 Bäumen wird der offene Platz mit einem imposanten Blätterdach räumlich gefasst, beschattet, befeuchtet und um mehrere Hitzegrade abgekühlt, ähnlich wie in einem intakten Wald.
Eine neue, zusätzliche Erkenntnis bringt «das Schwammstadt- Prinzip»: Die Gebäude um den Helvetiaplatz sind grösstenteils in öffentlichem Besitz. Ihre Dächer weisen mehrere Tausend m2 Fläche auf. Deren Regen-abläufe sollen neu gefasst werden. Anstatt in die Kanalisation, würden das Regenwassermengen den neuen Retentionsbäumen zufliessen, was auch bei extremen Hitzetagen für ein angenehmes Waldklima sorgt. Bei Starkregen könnte zudem die Überschwemmungsgefahr reduziert werden.
Der unerträgliche hotspot Helvetiaplatz hat das Zeug, zu einer Klima-Überraschung aufzusteigen.
Rudolf Rast / Architekt - Urbanist / Vorstandsmitglied KBEL
2021 stand die Finanzbuchhaltung der Stadt Bern unter Schock: Ein massives Defizit belastet seither die Stadtkasse. In der Prioritätenliste wurden sogenannte Wunschprojekte zurückgestellt. Der Helvetiaplatz befindet sich unter den Verlierern. Zurecht?
Baugesuch des Tiefbauamtes, eine «Vertrösterlipolitik» ?
Hatte der Gemeinderat ein schlechtes Gewissen? Jedenfalls beauftragte er das Tiefbauamt, ein Provisorium zu entwickeln. Sollte das Volk ein irgendwie vertröstet werden?!
Im Frühling 2022 publizierte das Tiefbauamt das entsprechende Baugesuch. Ein paar Topfpflanzen und eine lächerliche Kleinmöblierung mit Velopumpe, sollten zwischenzeitlich die riesige Steinwüste aufwerten.
Einsprache des KBEL
Der Leist KBEL hat auf die kontraproduktive » Vertrösterlipolitik» mit einer Einsprache reagiert.
Warum?
Weil die vorgeschlagenen sechzehn Topfpflanzen keinen Beitrag weder zur Gestaltung noch zur Ökologie leisten. Die Miniaturbäumchen vermögen keinen nennenswerten Schatten zu spenden. Zudem ist der Aufwand zu deren Pflege und Bewässerung unverhältnismässig.
Die Aufwand für Töpfe und Pflanzen sowie deren Unterhalt, kosten nach ein paar Jahren mehrere 100 000.- Franken. All diese Nachteile sind für eine künftige Opposition ein willkommenes Fressen. Dann könnten die Gegner der Volksabstimmung zum Helvetiaplatzes etwa so tönen:
«Wenn schon so viele Unterhaltskosten aufgelaufen sind, brauchen wir keine Grossinvestition mehr! Soll doch die Stadt genau so weiterfahre wie bisher. Anstatt eine teure Grosssanierung zu finanzieren, fahren wir mit dem billigen Miniatur-Provisorium weiter. Damit leben wir bestens!» Und schon droht die Neugestaltung des Helvetiaplatzes an der Urne zu scheitern.
Der KBEL empfiehlt
Der KBEL empfiehlt der Stadt, auf die lächerlichen «Vertrösterlis» zu verzichten. Wir brauchen weder Topfpflanzen noch Spielgeräte, auch keine Velopumpe. Sie wirken unehrlich und wären eine Fehlinvestition. Vor allem würden sie die Chancen einer attraktiven, ökologisch sinnvollen Platzgestaltung aufs Spiel setzen.
Der KBEL hat hingegen volles Verständnis für die gleichzeitig publizierte Aufhebung der 18 Parkplätze vor dem Historischen Museum. Sie versperren, gemäss allen Wettbewerbsprojekten den zentralen Zugang zur künftigen Museumsinsel. In der Abstimmungsdebatte zum Helvetiaplatz sollten die 18 Parkplätze nicht als Stolpersteine verwendet werden können.
Der KBEL wehrt sich jedoch gegen jede weitere Aufhebung von Parkplätzen rund um den Helvetiaplatz. Das vielfältige Kleingewerbe in unserem Quartier muss überleben können. Die Stadt hat bis heute (Ende Juli `22) noch keine Verhandlung zur Einsprache des KBEL angesetzt.
Paradigmenwechsel in Zeiten des Klimawandels
In der Zwischenzeit hat die fortschreitende Klimaveränderung die Richtigkeit und damit auch die Dringlichkeit des Juryentscheides bestätigt: Der versiegelte Helvetiaplatz ist klimatisch gesehen, ein öffentliches Ärgernis.
Das erstprämierte Projekt ist nicht nur subtil auf die unterschiedlichsten Strassenwinkel, den repräsentativen Auftakt zum Kirchenfeldquartier, beziehungsweise der Museumsinsel eingegangen, sondern hat mit rund 50 stattlichen Bäumen das grösstmögliche Beschattungspotential geschaffen. Die ausgewiesene Biomasse leistet einen echten Beitrag zur sommerlichen Abkühlung. Der neue Helvetiaplatz wäre eine ökologisch substanzielle Aufwertung, eine Investition, die sich in mehrfacher Hinsicht lohnt.
Neue Klimastrategien spriessen weltweit: Schwammstädte / Retentionsbäume / grüne Fassaden
Der Landschaftsarchitekt Tim Keysers schreibt in seinem Buch: «Phyto for Future - mit Pflanzen aus der Klimakrise» , dass jedes bisschen Grün zählt, um den Kampf gegen Hitze und Starkregen zu bestehen. Siehe auch DER SPIEGEL / 9.7.2022). Keysers bemängelt die zu starke Versiegelung der städtischen Böden, was zur Klimaüberhitzung führt - ganz im Gegensatz zum Wald, wo es auch im Sommer angenehm kühl bleibt. Ein Baum kann mehrere 100 Liter Wasser pro Kubikmeter durchwurzelter Erde speichern. Ein stattlicher Baum beansprucht über etliche Kubikmeter Erde, was mehr als einer Tonne gespeicherten Wassers entspricht.
Anstatt auf den, über Jahrtausende erprobten Kreislauf der Natur zu setzen, geht das Regenwasser via städt- ischer Kanalisation verloren. Wir bräuchten jedoch «Schwammstädte», die das Wasser dank Bäumen zurückhalten.
Kopenhagen und Singapur machen es vor. Neben Schwammstädten werden konsequent die Vermoosung der Flachdächer gefördert. Auch die Begrünung von Fassaden sind effiziente Mittel gegen die Überhitzung. Ein Kubikmeter Substrat und eine Kletterhilfe vor der Fassade genügen, um in der Summe die Fassaden zu klimatisieren. Singapur geht weiter: Baubewilligungen gibt es nur noch, wenn die Fassaden begrünt werden.
In Basel heisst das neue Schwammstadt - Quartier: «Volta Nord». Die entsprechende Medienmitteilung erfolgte am 05.05.2022. Demnach spielt der Kreislauf des Regenwassers eine entscheidende Rolle. Die Stadtgärtnerei testet in einer Baumschule die, die retentionstüchtigsten Baumarten aus. Sie prüft und misst den Einsatz von verschiedenen Baumsubstraten. Pflanzenkohle z.B. speichert grosse Mengen an Wasser und Nährstoffen.
Der Kanton Zürich erhebt seit 6 Jahren Messdaten zur Temperaturentwicklung. Ein Abgleich mit den jüngsten Klimaentwicklungen ist äusserst aufschlussreich. Diese wissenschaftlichen Erkenntnisse sollen nun auch die kritischen Eidgenossen überzeugen - und zum Handeln bewegen.
Neue Erkenntnisse zum neuen Helvetiaplatz: Das Schwammstadt-Prinzip
Vorerst: Ein grosses Kompliment für das Siegerprojekt! Der Helvetiaplatz weist das grösstmögliche Potential an Biomasse aus: Mit über 50 Bäumen wird der offene Platz mit einem imposanten Blätterdach räumlich gefasst, beschattet, befeuchtet und um mehrere Hitzegrade abgekühlt, ähnlich wie in einem intakten Wald.
Eine neue, zusätzliche Erkenntnis bringt «das Schwammstadt- Prinzip»: Die Gebäude um den Helvetiaplatz sind grösstenteils in öffentlichem Besitz. Ihre Dächer weisen mehrere Tausend m2 Fläche auf. Deren Regen-abläufe sollen neu gefasst werden. Anstatt in die Kanalisation, würden das Regenwassermengen den neuen Retentionsbäumen zufliessen, was auch bei extremen Hitzetagen für ein angenehmes Waldklima sorgt. Bei Starkregen könnte zudem die Überschwemmungsgefahr reduziert werden.
Der unerträgliche hotspot Helvetiaplatz hat das Zeug, zu einer Klima-Überraschung aufzusteigen.
Rudolf Rast / Architekt - Urbanist / Vorstandsmitglied KBEL
Städtebauliche Chance genutzt, architektonische Umsetzung verfehlt, Allee verpatzt.
Die sogenannte Setzung des Hauptgebäudes entlang der lärmigen Thunstrasse überzeugt -Ebenso die Gliederung der Wohnhöfe auf der ruhigen Quartierseite. Enttäuschend hingegen verläuft die Suche nach den im Quartier üblichen, sorgfältig gestalteten Details von Hauseingängen, Treppenhäusern, Balkonen, Erkern, Fensterrahmen, Sprossungen und Storen. Stattdessen dominiert eine billig wirkende Monotonie. Die gesamte Fassade sieht aus, als ob ein Saharasturm seinen Sand über dem Neubau abgelassen hätte.
Hat der Generalunternehmer in der Ausführungsplanung den Rotstift angesetzt, überall dort wo es um ein bisschen architektonische Qualität geht? Ein altbekanntes Muster! Schade für die verpasste Chance, besonders deshalb, weil Investitionen in dieser Grössenordnung irreversibel sind.
Was uns im Leist besonders leid tut, ist die Absenz jeglicher Alleebäume vor dem 220m langen Neubau. Zu Beginn der Planung waren die Alleebäume eine absolute Selbstverständlichkeit, schliesslich gehören die Bäume zum charakteristischen Bild des klassischen Strassenachse Thunstrasse. Die zweiseitigen Alleebäume beginnen beim Helvetiaplatz, dem Eingangstor zum Quartier, führen dann über den Thunplatz, weiter zum Burgernziel und enden beim Freudenbergplatz. Eine historische, intakte Baumallee über gut 2,2 km Länge. Und nun, bei einem Bauvorhaben mit besonders hoher Ausnutzung und öffentlicher Planungsbeteiligung, passiert ein bösartiger Bruch mit dem klassischen Städtebau. Das städtebaulich begründete Begrünungsprinzip lautet: Die wichtigsten Strassenachsen im Stadtteil IV-werden seit 220 Jahren durch Alleebäume ausgezeichnet. Dem Boulvardecharakter entsprechend stehen die stattlichen Stadthäuser in geschlossener Bauweise, direkt am Strassen / Trottoir-rand (im Gegensatz zu den Quartierstrassen, deren Begrünung von den privaten Vorgärten lebt).
Dieses Grundverständnis wird mit dem Neubau an der Thunstrasse plötzlich nicht mehr respektiert: In Zukunft wird es kein einzigen Alleebaum vor dem 220 m-langen Neubau geben. Nach über 220 jähriger Pflanzanordnung, müssten vor dem Neubau rund 35 Alleebäume stehen. Schlichtweg unverzeihlich. In der Umsetzungsphase sind sie einfach abhanden gekommen.
Einmal mehr verstecken sich die Planer hinter der komplexen Verkehrssicherheit, die immer mehr Strassenfläche bean- spruche. Wo ist eigentlich die Stadtgärtnerei geblieben, die klassische Fürsprecherin der städtischen Alleebäume? Wir wollen keine Hetze veranstalten, können aber auch nicht verbergen, dass wir als Quartierbewohner im höchsten Masse frustriert sind. Ausgerechnet dort wo die Stadt privaten Investoren zu einer verdichteten Bauweise verhilft, zeigt sie sich ausser Stande, den öffentlichen Raum, unter Respektierung der wichtigsten städtebaulichen Kriterien, ordentlich in Stand zu halten!
Verspielt das grüne Bern sein Grün?
Rudolf Rast Architekt / Urbanist / Mitglied des Vorstandes KBEL
Hat der Generalunternehmer in der Ausführungsplanung den Rotstift angesetzt, überall dort wo es um ein bisschen architektonische Qualität geht? Ein altbekanntes Muster! Schade für die verpasste Chance, besonders deshalb, weil Investitionen in dieser Grössenordnung irreversibel sind.
Was uns im Leist besonders leid tut, ist die Absenz jeglicher Alleebäume vor dem 220m langen Neubau. Zu Beginn der Planung waren die Alleebäume eine absolute Selbstverständlichkeit, schliesslich gehören die Bäume zum charakteristischen Bild des klassischen Strassenachse Thunstrasse. Die zweiseitigen Alleebäume beginnen beim Helvetiaplatz, dem Eingangstor zum Quartier, führen dann über den Thunplatz, weiter zum Burgernziel und enden beim Freudenbergplatz. Eine historische, intakte Baumallee über gut 2,2 km Länge. Und nun, bei einem Bauvorhaben mit besonders hoher Ausnutzung und öffentlicher Planungsbeteiligung, passiert ein bösartiger Bruch mit dem klassischen Städtebau. Das städtebaulich begründete Begrünungsprinzip lautet: Die wichtigsten Strassenachsen im Stadtteil IV-werden seit 220 Jahren durch Alleebäume ausgezeichnet. Dem Boulvardecharakter entsprechend stehen die stattlichen Stadthäuser in geschlossener Bauweise, direkt am Strassen / Trottoir-rand (im Gegensatz zu den Quartierstrassen, deren Begrünung von den privaten Vorgärten lebt).
Dieses Grundverständnis wird mit dem Neubau an der Thunstrasse plötzlich nicht mehr respektiert: In Zukunft wird es kein einzigen Alleebaum vor dem 220 m-langen Neubau geben. Nach über 220 jähriger Pflanzanordnung, müssten vor dem Neubau rund 35 Alleebäume stehen. Schlichtweg unverzeihlich. In der Umsetzungsphase sind sie einfach abhanden gekommen.
Einmal mehr verstecken sich die Planer hinter der komplexen Verkehrssicherheit, die immer mehr Strassenfläche bean- spruche. Wo ist eigentlich die Stadtgärtnerei geblieben, die klassische Fürsprecherin der städtischen Alleebäume? Wir wollen keine Hetze veranstalten, können aber auch nicht verbergen, dass wir als Quartierbewohner im höchsten Masse frustriert sind. Ausgerechnet dort wo die Stadt privaten Investoren zu einer verdichteten Bauweise verhilft, zeigt sie sich ausser Stande, den öffentlichen Raum, unter Respektierung der wichtigsten städtebaulichen Kriterien, ordentlich in Stand zu halten!
Verspielt das grüne Bern sein Grün?
Rudolf Rast Architekt / Urbanist / Mitglied des Vorstandes KBEL